ICHO-Kongress – Persönlicher Rückblick

 Stefan Heckel-Reusser, Dezember 2021



Auf dem International Congress on Hyperthermic Oncology 2021 wurden die für unsere Produkte relevanten Themen ausführlich diskutiert.


I. Oberflächenhyperthermie kombiniert mit Rebestrahlung:

Akke Bakker (UMC Amsterdam) hatte in einem systematischen Review eine positive Korrelation von Thermodosis und Response bei inoperablen Brustkrebs-Lokalrezidiven („macroscopic disease“) gezeigt. In einer nun vorgestellten retrospektiven Analyse von 112 postoperativ in Amsterdam behandelten Patientinnen („microscopic disease“) betrug die lokale Kontrolle nach 3 Jahren bei der Gruppe mit höherer Thermodosis 92%, mit niedrigerer Thermodosis 74%. Akke Bakker warb für die invasive Temperaturmessung als Qualitätssicherung auch in der Routineanwendung.

Markus Notter zeigte aus den 170 „macroscopic disease“-Patientinnen, die 2020 in Cancers publiziert wurden, eine Subgruppe von 39 Patientinnen mit Läsionen tiefer als 15mm, wo die erreichten intratumoralen Temperaturen in der Regel unter 40°C liegen. Überraschenderweise zeigte diese Subgruppe kein schlechteres Therapieansprechen als die Gesamtgruppe.

Eine Erklärung könnte in der Reihenfolge und dem Timing der kombinierten HT/re-RT liegen. Bei allen 170 Patientinnen wurde die HT vor der re-RT durchgeführt, und der zeitliche Abstand zwischen dem Ende der Hyperthermiebehandlung und der re-RT betrug wenige Minuten, wobei für die Radiosensibilisierung die Oxygenierung hypoxischer Areale eine größere Rolle spielen könnte. Dieser Mechanismus wird schon ab ca. 39°C angeregt und zu hohe Temperaturen (ab ca. 43°C) können sogar kontraproduktiv sein. Bei fast allen dem Review von Bakker et al. zugrundeliegenden Studien war die Reihenfolge umgekehrt und das Zeitintervall zwischen re-RT und HT wesentlich länger. Hier ist als wichtigster radiosensibilisierender Mechanismus die Hemmung der DNA-Reparatur anzunehmen, die Temperaturen > 41°C benötigt.

Zum pO2-Anstieg durch wIRA-Bestrahlung stellte Thomsen neue Messungen der Universitätsstrahlenklinik Freiburg an gesunden Probanden vor: Beispielhaft stieg in 13mm Tiefe der pO2-Wert von 46 auf 81 mmHg an und betrug auch 15 Minuten nach Ende der wIRA-Bestrahlung noch 72 mmHg.


II. Ganzköperhyperthermie

Bei dem International Congress on Hyperthermic Oncology spielte die Ganzkörperhyperthermie (GHT) eine wesentlich größere Rolle als bei den STM- and ESHO-Kongressen der vergangenen Jahre.

In der “Presidential session”, gab Sharon Evans einen exzellenten immunologischen Überblick. Stimulierende Effekte der Hyperthermie können auf allen Stufen der antitumoralen Immunantwort gefunden werden, von der Freisetzung von Krebsantigenen, über die Antigen-Präsentation, das Priming und die Aktivierung, das Trafficking der T-Zellen und deren Infiltration in Tumore, bis zur Identifizierung und Abtötung von Krebszellen. Die dafür erforderlichen Temperaturerhöhungen liegen häufig im Fieberbereich (38,5-40,5°C) und können in GHT-Protokollen einfach realisiert werden.

Ralf Kleef, Budapest, stellte seine neuartige Kombinationstherapie mit niedrig dosierten Checkpointinhibitoren, individuell titriertem IL-2 unter Taurolidin-Schutz, lokoregionärer und Ganzkörperhyperthermie vor. 2020 wurde eine Fallserie von 131 Stage IV Krebspatienten mit ermutigenden Egebnissen bzgl. der Wirksamkeit und Toxizität publiziert. In diesem kombinierten Protokoll zeigten die niedrig dosierten Checkpointinhibitoren eine wesentlich geringere Toxizität ohne Verminderung der Wirksamkeit. Kleef nimmt an, dass voll aktivierte und “deblockierte” T-Zellen, die zusätzlich mit IL-2 stimuliert werden, unter Fiebertemperaturen eine optimale Antitumor-Aktivität entwickeln.

Es ist ein neues Interesse an der extremen GHT zu beobachten. Die belgische Firma ELMEDIX stellte ein neues Gerät "HyperTherm" vor, das auf einer Heißluft-Kammer beruht. 6 Hunde mit unterschiedlichen Tumorentitäten wurden unter allgemeiner Anästhesie behandelt. Die Zieltemperatur von 41,5°C wurde nach 2,5 Stunden erreicht und auf dieser Höhe über 8 Stunden stabil mit uniformem Temperaturprofil in Leber, Rektum und Tumor aufrechterhalten. Die mit simultaner Chemotherapie (simultan) oder mit Radiotherapie (nach GHT) kombinierte GHT wurde gut toleriert. Weitere Studien sind in Vorbereitung. Es ist unseres Wissens der erste Ansatz einer Langzeit-Extrem-Ganzkörperhyperthermie.

Der “ASHO award”-Gewinner Xunfan Shao von der radioonkologischen Abteilung der Guangzhou Medical University, China, stellte klinische Ganzkörperhyperthermie-Studien vor. Seine Arbeitsgruppe wechselte von der extremen GHT unter allgemeiner Anästhesie (41.8°C x 120min.) zur GHT mit tiefer Analgosedierung (41°C x 120min.) zur „fever-range“ GHT (FR WBH), bei der die Patienten bei vollem Bewusstsein bleiben (39.5 - 40.5°C x 120min.). Eine retrospektive Auswertung zur „fever-range” GHT kombiniert mit Radiochemotherapie erbrachte bei Patienten mit fortgeschrittenem Nasopharynxkarzinom eine verbesserte Überlebenszeit. Eine klinische Phase III-Studie ist in Vorbereitung. Als weiteres Forschungsprojekt ist die Kombination von Immuntherapie und GHT beim metastasierten Nasopharynxkarzinom geplant.

Das IOZK (Immun-Onkologisches Zentrum Köln) hat eine "Individualisierte Multimodale Immuntherapie" (IMI) entwickelt, die auf personalisierter Vakzinierung, onkolytischer Virotherapie und Hyperthermie basiert. Stefan Gool stellte eine retrospektiven Analyse vor, die einen positiven Effekt der GHT mit heckel-Systemen auf die Wiederherstellung der NK-Zellfunktion ergab. Die wiederhergestellte NK-Zellfunktion konnte bei 36% der Patienten im weiteren Krankheitsverlauf aufrechterhalten werden. Diese positiven Effekte konnten bei Patienten, die keine GHT erhalten haben (i.d.R. aus finanziellen oder zeitlichen Gründen, nicht wegen einer Kontraindikation), nicht beobachtet werden. Ausgehend von diesen Beobachtungen könne die GHT als Modul zur Unterstützung der NK-Zellfunktion empfohlen werden.

Bettina Weigelin von der Universität Tübingen präsentierte verschiedenartige Wirkungen der “fever-range” GHT auf die zytotoxische T-Lymphozyten (CTL), z.B. durch Stabilisierung der Kontakte zwischen CTLs und Tumorzellen und durch Behinderung der Erholung von Krebszellen nach CTL-ausgelösten sublethalen Zellschäden. Durch die Multiphoton intravitale Mikroskopie kann die Kinetik der Antitumor-Immunantwort in der lebenden Maus gezeigt werden. Die Stimulierung der Immunaktivität durch GHT führt allerdings nur auf dem Boden einer schon aktivierten antitumoralen Immunantwort zu einer messbaren antitumoralen Wirkung. Diese initiale Aktivierung muss durch andere Therapien, wie z.B. die adoptive T-Zell-Therapie, erfolgen. In der kombinierten Therapie ist die Wirkungsverstärkung durch die Hyperthermie dann allerdings beträchtlich. Interessanterweise gab es im Vergleich der beiden Hyperthermiestufen von 38.5 and 39.5°C kaum einen Unterschied. Für uns sind die Forschungsprojekte von Bettina Weigelin und ihrer Arbeitsgruppe ein sehr wichtiger Beitrag zur Entwicklung der „fever-range“ GHT zu einem essentiellen Modul neuer onkologischer Behandlungskonzepte.

Drucken E-Mail


heckel medizintechnik GmbH

Olgastrasse 25
73728 Esslingen

Tel: ++49 (0)711 - 128989 - 0

info@heckel-medizintechnik.de

Besuchen Sie die heckel gmbh auf Facebook
 

Besuchen Sie die heckel gmbh auf Linkedin

 

PARTNER OF

hydrosun

>

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.